60 Jahre-Jubiläum des Frauenvereins Heimberg
Der Frauenverein feierte am Samstag, 9. März 2024 in die Aula in Heimberg sein 60 Jahre-Jubiläum. Das Eintreffen der Mitglieder und Gäste wurde umrahmt mit Örgelimusik von Christian Schumacher. Nach dem Apéro und der Begrüssung durch die Präsidentin Monika Häuptli und der Grussworte durch unsere Gemeindepräsidentin Andrea Erni Hänni wurden wir kulinarisch verwöhnt mit einem feinen Mittagessen durch den Männerkochklub Heimberg. Das Essen war wirklich ausgezeichnet und der Service war toll.
Unsere Gemeindepräsidentin blickte auf die Geschichte unseres Landes zurück, insbesondere auch auf die Einführung des Frauenstimmrechts. Sie wies darauf hin, dass es gar nicht so selbstverständlich war, dass Frauen überhaupt im Frauenverein (FV) mitmachen durften. Die Präsidentin des FV blickte zurück, auf die ersten Jahre des Frauenvereins. Die Gründungsmitglieder und all unsere Vorgängerinnen im Vorstand und in den Ressorts, allen voran die legendäre Analies Baumgartner als erste Präsidentin, haben grosse Arbeit geleistet. Die Aufgaben des Frauenvereins haben sich gewandelt. Viele Projekte, welche der Frauenverein ins Leben gerufen hat, sind heute durch die Öffentlichkeit organisiert.
So gründete der Frauenverein einen Hauspflege- und Haushilfedienst in Heimberg. Es gab eben noch keine Spitex. Aus dem Jahresbericht von 1988 Ressort Hauspflege- und Haushilfe geht hervor: «Ein grosser Dank gehört an dieser Stelle unseren Pionierfrauen des FV, welche die Hauspflege gegründet und viele Jahre unter schweren Bedingungen, einsatzmässig und finanziell, zum Wohle unserer ganzen Gemeinde führten. Ohne Euch, liebe Frauen, wäre die Hauspflege-Haushilfe nicht das was sie heute ist.» Damals hatte der FV eine dipl. Hauspflegerin zu 50 % angestellt und es wurden 10 Frauen im Stundenlohn entschädigt. Das Führen der grossen Buchhaltung war damals aufwändig. Eindrücklich, wie viele Stunden zugunsten der Menschen in Heimberg geleistet wurden. Auf 1.1.1989 wurde die Institution an den Sozialdienst der Gemeinde übergeben.
Der Frauenverein gründete einen Kinderhütedienst. Damals gabs eben noch keine Kitas. 20 – 30 Kinder wurden betreut. Es wurde zusammen gemalt, gebastelt, gesungen, gespielt, Spaziergänge unternommen und danach gabs ein Zvieri mit Tee und Schnitteli.
Die engagierten Frauen gründeten auch einen Mahlzeitendienst im Dorf, welcher sehr geschätzt war – heute ebenfalls durch andere Organisationen sichergestellt. Dem Jahresbericht von 1986 ist zu entnehmen: «Die 8 Verteilerinnen konnten im letzten Jahr 1’196 Mahlzeiten vertragen, was eine Zunahme von 231 Menus gegenüber dem 1985 war».
Seit 1975 besteht ein Turnangebot in der Turnhalle, organisiert durch den Frauenverein. Früher wurden Atmungs- und Altersturnen angeboten. Heute steht das Turnen ALLEN offen. Die Landfrauengruppe – heute Teil unseres Vereins – war zuständig für feine Backwaren, welche auch am Dornhaldemärit verkauft wurden. Zitat aus einem Protokoll von 1976: «Landfrauengruppe, Präs. Frau Wüthrich. Im Winterhalbjahr pflegen wir jeweils die Gemeinschaft in unserem «Abesitz» mit fröhlichem Plaudern, Singen, Spielen, Vorlesen und emsigen Stricken. Sehr beliebt ist jeweils der Lotto-Abend.»
Früher war dies für die Frauen die einzige Möglichkeit “in den Ausgang zu gehen”. Auch wenn wir das frühere Kursprogramm anschauen, wird ersichtlich, wie viel Handwerk damals noch geleistet wurde. So wurden u.a. Kurse wie Trachten, Pelznähen, Kinderbastelkurse, Kleidernähen, Gesunde Ernährung und Computer Anfänger Kurse, etc. angeboten. Zudem gab es früher eine sehr aktive Webgruppe. So wurden aus Stoffstreifen wunderschöne, farbenfrohe Teppiche gewoben.
Der Frauenverein führte jahrelang einen grossen Basar durch, bei dem sehr viel Geld für den Verein generiert werden konnte, welches dann vielen guten Zwecken gespendet wurde. So konnte der Frauenverein Heimberg grosse Geldbeträge spenden, so z.Bsp. an den Altersheimneubau Uetendorf, Spital Oberdiessbach, Bedli Heimberg, Sportzentrum, Gemeinschaftsgrab usw.
Seit Beginn der Vereinstätigkeit sparte der Frauenverein Geld aus dem Betrieb der Kaffeestube. Franken um Franken seien zusammengetragen und den Behörden sei immer wieder der Ruf nach einem Kindergarten in Erinnerung gerufen worden. Am 28. Mai 1967 war es soweit. Die Kindergarteneinweihung fand statt.
Der FV hat sich auch politisch engagiert. So ist aus dem Jahresbericht von 1978 zu entnehmen: «Auch der mit den politischen Parteien organisierte Vortragsabend über die Fristenlösung war sehr gut besucht. Der Grossaufmarsch und die rege Diskussion haben bewiesen, dass dieses Thema die Bevölkerung, besonders die Frauen, sehr beschäftigte. Das Abstimmungsresultat war sicher kein Zufallsergebnis».
Dem Jahresbericht 1977 ist zu entnehmen: «Eine grosse, verdankenswerte, und dies wurde auch von der Behörde gebührend anerkannt, war die Mithilfe bei der Bedürfnisabklärung für Alterseinrichtungen in unserem Dorf. Es gab über 400 Besuche bei älteren und alten Leuten zu machen, wobei die gutgewillten Frauen nicht überall mit Freuden empfangen wurden.» Von 1977 bis 31. Dezember 2007 verwaltete der Frauenverein Pflanzland an der Niesenstrasse der Einwohnergemeinde und an der Alpenstrasse der Burgergemeinde. Mit viel Freude und Lust wurden von uns «vermietete» Pflanzplätze gehegt und gepflegt.
Tradition hat die jeweilige Einladung unserer Freunde aus Bernaville, nämlich seit 1985 werden sie nach Heimberg eingeladen zu Sport, Spiel und Geselligkeit und einem feinen Zvieri, liebevoll zubereitet von vielen treuen Helferinnen unseres Vereins.
Am 21.9.1967 ist die Baubewilligung erteilt worden für das Aufstellen eines Wohnpavillons an der Stockhornstrasse 1 in Heimberg. Eine aus dem Dorf nicht mehr wegzudenkende Institution ist die Brockenstube. Am 4. September 1982 wurde ein grosses Fest veranstaltet beim Pavillon und der Brockenstubenneubau wurde eingeweiht. Aus einem Zeitungsartikel von 1982 des Berner Oberländers habe ich gelesen, dass viel Frondienst durch Frauen und Männer ausgeführt wurden. Auch die initiative Präsidentin habe mit Schaufel und Pickel und der Pflasterkelle oft bis abends 23 Uhr gearbeitet. Aus dem Jahr 1994 habe ich in den Akten eine Abrechnung gefunden «Anbau Möbellager und Bau der Backstube». Das Vorhaben kostete damals CH 78'696.15. Die Brockenstube gab es indes bereits seit Beginn des Vereins. Im schön sauber gefegten Kuhstall von Frau Krebs, Bahnhofstrasse, war das erste Brockilokal. Wer hätte damals gedacht, dass dieses Provisorium fast 20 Jahre dauern würden. Die ersten Einnahmen betrugen CHF 980.00.
Die Backgruppenfrauen sind z.T. bereits seit Beginn der Aktivitäten dabei. Beeindruckendes jahrzehntelanges Engagement! Aus einem früheren Jahresbericht entnehme ich: «Als wir 1967 zwei kleine Backöfen bei Hr. Lüthi kaufen konnten, in welchen 8 Brote und Züpfen von 3 kg Mehl Platz hatten, glauben wir uns im Himmel auf Erden. 2 Jahre später bot Hr. Lüthi uns seinen grossen Bäckerbackofen zum Kaufe an. Nachdem wir das Lokal bei Frau Reusser gefunden hatten, konnten wir der Verlockung nicht wiederstehen, diesen zu erwerben. Und es hat sich gelohnt.»
Ein Höhepunkt des Festes war die Vorführung des Theaterstücks auf der Bühne. Das Stück schrieb Vreni Waber, seit bald 3 Jahrzehnten Leiterin unserer Brocki. Sie führte auch Regie und spielte mit, nebst den Brockifrauen: Brigitta Beyeler, Margrit Cargnelutti, Edith Maurer, Helena Oppliger und Madeleine Luginbühl. Das Theaterstück zeigte auf, welche Aktivitäten der Frauenverein ausübt. Die Geschichte handelte vom Besuch in der Brockenstube, vom Ergattern von tollen Schnäppchen, die dann auf einer langen Wanderung mit Znünihalt auf der Alp beim Müeti landeten, wie eine gusseiserne Bettflasche, Bettsocken, ein kariertes Hemd, ein altes Bretzelieisen und und und. Das Müeti freute sich sehr über die Geschenke und beim Kaffee und Kuchen war dann auch die Verbindung zum Backteam sichergestellt. Nach dem Besuch auf der Alp wurde die Wohnung im Tal blitzblank geputzt mit einem Brocki-Super-Sauger. Doch bevor dies gelang, mussten die Hühner weggescheucht werden – gestrickte Kunstwerke und der link zur Lismigruppe und zur Bebefinkenaktion war gemacht. So bot das Theaterstück mit immer wieder andern Bühnenbilder viel Spannendes und einige herzhafte Lacher. Einfach ein riesiges Kompliment an die Brocki-Theaterfrauen und Vreni Waber. Es war einfach toll!
Nach Kaffee und Dessert spielte die Vierergruppe Örgeli MIX fätzige Musik. Bei anregenden Gesprächen, vielen Austauschen und ganz vielen Erinnerungen an frühere Zeiten, ging der Anlass zu Ende.
Dass der Frauenverein all dies in den letzten 60 Jahren überhaupt machen konnte, dafür braucht es viele ehrenamtlich engagierte Frauen und wir habens gehört – es haben auch viele Männer mitgeholfen insbesondere bei den Bauarbeiten Pavillon. All diesen Menschen gebührt heute unser Dank für die unzähligen Stunden. Für euer Mittragen, für eure Ideen und euren Durchhaltewillen. Der Dank geht an ALLE, die am Fest dabei sein konnten, denn alle haben in irgend einer Form früher oder eben heute noch mitgeholfen oder helfen immer noch aktiv mit. Ein grosses Dankeschön geht auch an all jene, die heute nicht mehr mit uns feiern können, sich aber mit grossem Herzblut für die Gemeinschaft engagiert haben. DANKE TUSIG!
Präsidentin und Sekretärin Monika Häuptli